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Der Friedensvertrag von Versailles, der kein Friede war

6. Dänemarks Bescheidenheit an der Friedenskonferenz von Paris 1918-1919


Schleswig, Zonenkarte von 1919-1920
Schleswig, Zonenkarte von 1919-1920


von Michael Palomino (1994 / 2005 / 2010)

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aus: Dr.Wilhelm Ziegler: Versailles; Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1933.


1914-1918

Dänemark ignoriert die Alliierten, was die Alliierten provoziert
(S.235-236)

30.12.1916
Die Alliierten definieren ihre Kriegsziele
Dänemark ist darin nicht enthalten (S.235).

10.1.1917
Die "14 Punkte" von Wilson enthalten nichts über Dänemark
(S.235)

25.10.1918
Dänemark: Englischer Protest gegen einen Separatfrieden Dänemark-Deutschland
denn dies würde nur "sehr ungern" gesehen (S.236).

15.11.1918 ca. / Noverbertage nach dem Waffenstillstand
Dänemark: Direkte Verhandlungen zwischen Deutschland und Dänemark

-- Plan einer Abstimmung in Nordschleswig

-- Agitation in Nordschleswig für eine Rückkehr zu Dänemark, z.T. mit Komitees und Volksversammlungen (S.235).

20.11.1918
Dänemark: Note Frankreichs gegen die dänische Ignoranz gegenüber den Alliieren
(S.236)

28.11.1918
Dänemark: Aussenminister Scavenius übermittelt der Friedenskonferenz die gespaltene Situation in Schleswig

-- das dänische Parlament hat gegen den Anschluss Nordschleswigs an Dänemark entschieden

-- Volksversammlungen u.a. in Apenrade haben für den Anschluss Nordschleswigs an Dänemark entschieden

-- die Situation ist gespalten (S.236).

22.12.1918
Dritte Protest-Note der Alliierten gegen Dänemarks Passivität - Appell gegen Separatfrieden Dänemark-Deutschland
(S.236)

15.1.1919ca.
Dänemarks Zurückhaltung in Paris
Die dänische Regierung mahnt den dänischen Botschafter Bernhoft in Paris zur Zurückhaltung an (S.236).

21.1.1919
Denkschrift zur neuen Weltordnung von der "amerikanischen Studienkommission" für die Konferenz

-- die "amerikanische Studienkommission" schlägt extrem antideutsche und antiösterreichische Lösungen vor

-- Saarland: Entwurf zum Zuteilen des Saarbeckens an Frankreich mit 355.000 deutsch sprechenden Menschen

-- Polen: Entwurf eines breiten Zugangs Polens zum Meer, Wegfall fast des ganzen südlichen Ostpreussen

-- Polen: Einzeichnen einer erfundenen Sprachgrenze in Schlesien und Oberschlesien, letzteres soll an Polen fallen

-- Ungarn, CSSR: Einzeichnen einer erfundenen Sprachgrenze in Ungarn, wo 500.000 ungarisch sprechende Menschen der CSSR zugeteilt werden sollen

-- Jugoslawien: Grenzen im Baltikum

-- Italien, Jugoslawien: Grenzen Italien - Jugoslawien

-- Dänemark: Grenze Schleswig - Dänemark

-- Türkei: türkische Grenzen (S.61).

Die Kenntnisse der "amerikanischen Studienkommission" erweisen sich als sehr oberflächlich ohne Kenntnis der geschichtlichen Grundlagen (so der anwesende englische Sachberater Prof. C.K. Webster)

-- keiner der englischen Experten für Territorialfragen war selbst in den betreffenden Ländern einmal gewesen, so Webster (S.61-62)

-- der Präsident der "Studienkommission", Dr. Mezes, hat kaum Kenntnisse der Gegenden

-- die kleineren Mächte sind reine Advokaten ihrer nationalen Ansprüche, so Webster (S.62).

Ende Januar 1919ca.
Gründung der Belgien-Kommission, die auch Dänemark behandelt
(S.237)

Februar 1919
Dänemark: Schleswig wird Thema ohne Autorisation oder Repräsentanten Dänemarks
gegen den Willen der Regierungen Dänemarks (S.235)

->> Clémenceau macht Druck auf Dänemarks Regierung, nach Paris zu kommen (S.235).

21.2.1919
Dänemark: Anhören Vertreter Dänemarks: Ansprache des dänischen Botschafters vor dem "Obersten Rat" der Friedenskonferenz

-- 1 1/2 Stunden Rede des Botschafters Bernhoft

-- eine Bewegung in Nordschleswig drängt auf einen Dänemark-Anschluss

-- Dänemark fordert nur einen Teil der deutschen Annexion von 1864 zurück

-- Dänemark wolle eine Volksabstimmung in Nord-Schleswig "en bloc", was von den Dänen in Nordschleswig auch gewünscht sei

-- Dänemark wolle auch eine Abstimmung in Mittelschleswig, falls die Bevölkerung dies wolle, d.h. im Kreis Tondern, in der Stadt Flensburg und in einem Teil des Kreises Flensburg

-- Bernhoft zieht eine genaue Grenze der Zonen (S.236)

-- Bernhoft verlangt einen deutschen Truppenabzug und eine internationale Kommission für eine garantiert freie Abstimmung (S.236-237)

-- keine weiteren Forderungen (S.237).

-- Frage Tardieus, ob auch die deutschen Beamten aus Schleswig abgezogen werden sollen

-- dänisches klares "Nein"

-- die dänische Regierung will einer allfälligen deutschen Bevölkerung Autonomie gewähren bzw. die deutschen Orte sollen sich allein verwalten, die Belgien-Kommission will das nicht (S.240).

24.2.1919 ca.
Dänemark: Kriegsschiffe sollen Abstimmungen schützen

Die Belgien-Kommission beschliesst die Entsendung von Kriegsschiffen nach Flensburg zum Schutz der internationalen Kommission während den Abstimmungen mit Kompanien an Bord für den Bedarfsfall (S.240).

26.2.1919
Dänemark: Sitzung der Belgien-Kommission unter Tardieu-Vorsitz

-- Feststellung: die dänische Regierung fordert weniger als sie "das Recht hätte, zu fordern", so der Franzose Laroche

-- in alliierten Augen ist Dänemarks Regierung widerspenstig

-- der "amerikanische" Oberst Embick meint, man müsse die Schleswig-Frage objektiv und ohne Einschränkung prüfen und die dänische Strategie nicht berücksichtigen

-- der englische Professor Headlam Morley meint, man müsse den Wunsch der dänischen Regierung als Diskussionsbasis nehmen. Es sei aber nicht nötig, sich streng daran zu halten

-- Laroche nimmt die Haltung Morleys an, dass man sich nicht an den Wunsch der dänischen Regierung zu halten habe (S.237).

Die Diskussion um die Abstimmungen provoziert einen Bruch in der Kommission

-- die italienische Seite ist gegen Abstimmungen, weil man selbst Abstimmungen um die Brennergrenze und Fiume befürchten müsste

-- Frankreich ist gegen Abstimmungen, weil sonst Elsass-Lothringen auch eine Abstimmung bekäme

-- die "amerikanische" Seite ist für eine Abstimmung in Schleswig: 1866 sagte Preussen der österreichischen Seite eine Abstimmung in Nord-Schleswig zu, und so soll dort nun eine Abstimmung stattfinden

-- es kommt zum offenen Bruch in der Belgien-Kommission (S.239).


27.2.-1.3.1919ca.
Die Belgien-Kommission will auch über Südschleswig verfügen

-- der "amerikanische" Vertreter Haskins akzeptiert die bescheidene dänische Strategie nicht

-- Haskins ist aber für Abstimmungen über die Zugehörigkeit

-- Ziegler meint, komischerweise setzt sich das Abstimmungsprinzip für andere Teile Deutschlands und Österreichs nicht durch (S.237)

-- die französischen Vertreter dehnen die Grenze für Abstimmungen in Südschleswig bis Kappel-Toenning aus

-- Laroche schlägt vor, diese Grenze gleich als neue Landesgrenze in einem Präliminarfrieden aufzunehmen

-- am Ende wird doch noch beschlossen, die dänische Regierung vor Abschluss des Vertrags anzuhören (S.238).


4.3.1919

Extrasitzung der Belgien-Kommission für eine "Dritte Zone" Südschleswig

-- Sitzung auf betreiben des "amerikanischen" Professors Haskins

-- die Halbinsel Eiderstedt soll in die Dritte Zone mit einbezogen werden

-- England ist dagegen, der englische Vertreter Fullerton-Carnegie: Die Bevölkerung sei ursprünglich friesisch, sei heute germanisiert und spreche nur deutsch

-- Haskins setzt den Miteinbezug der Halbinsel Eiderstedt aber durch mit der Beschreibung des "Charakters der Eiderstedter Halbinsel" [ein poetisches Argument!]

-- der andere englische Vertreter Eyre Crowe gibt Haskins nach (S.239).

6.3.1919
Anhörung der dänischen Regierung vor der Belgien-Kommission:

Dänemark bleibt bescheiden wie am 21.2.1919

Aussenminister Scavenius:

-- Dänemark will keine deutsche Bevölkerung regieren, die als deutsche "Irredenta" betrachtet werden könnte und die die nationale Einigkeit in Dänemark zerbrechen würde

-- die Kommission ignoriert Scavenius und schreibt einen annexionistischen Bericht

-- am extremsten ist der "amerikanische" Professor Haskins, der von dänischen Ultras beeinflusst scheint (S.238).

Dänemark: Die dänische Regierung will die Verrechnung deutscher Werte und Schulden

-- will öffentliches, übernommenes Eigentum verrechnen

-- macht für Übernahmen der öffentlichen Schulden Vorbehalte, lehnt diese aber nicht rundweg ab (S.241).

19.3.1919

Dänemark: Annexionistischer Bericht der Belgien-Kommission

-- Definition von drei Zonen

-- dritte Zone mit Husum auf Anregung des "amerikanischen" Professors Haskins

-- Abstimmung ist nur in Südschleswig vorgesehen (S.238).

Der Kommissionsvorsitzende Tardieu ist zufrieden und stellt die Änderungen fest (S.239):

-- 380.000 Deutsche sollen Dänemark zugeteilt werden, ohne sie zu fragen (S.239)

-- Tardieu setzt die Abstimmungen gemäss dem Wunsch der dänischen Regierung durch: 3 Abstimmungen in 3 Zonen in Schleswig. Die italienische Seite gibt nach (S.239-240)

22.3.1919
Dänemark
Präliminarfrieden: Bericht der belgisch-dänischen Kommission über die Schleswigfrage
(S.103)

15.4.1919
Dänemark: Rat der 10 (S.242): Der Plan der Abstimmungen wird angenommen

-- die Sitzung dauert kaum 5 Minuten, an der Konferenz herrscht das Chaos (S.242-243)

-- Balfour trägt vor, macht sich lustig über die "offensichtlichen Absurditäten" der zonenweisen Abstimmungen

-- Balfour befürchtet Schwierigkeiten mit Flensburg (S.243).

-- Wilson akzeptiert den Plan, wenn er von der dänischen Regierung so gewünscht werde:

"Wenn der Plan durch die Dänen gebilligt sei, nehme ich ihn an." (S.243)

-- die Konferenz akzeptiert den Plan für Dänemark in der Hektik und übersieht, die viel zu weit gegriffene 3.Zone für Südschleswig, die von der dänischen Regierung nie in Erwägung gezogen wurde (S.243).

26.4.1919
Dänemark: Gespaltene Belgien-Kommission wegen der dänischen Finanzpraxis

-- Wilson und Lloyd George wollen die abgetretenen, öffentlichen Besitztümer Deutschlands verrechnet sehen, Clémenceau nicht, denn man könnte es in Elsass-Lothringen auch verlangen

-- Lloyd George kippt, denn man könnte die Verrechnung auch in den deutschen Kolonien verlangen

-- Wilson kippt auch wegen Elsass-Lothringen auf die französische Seite (S.241).

Wilson findet verschiedene Finanzpraxis für verschiedene Regionen

Wilson:

"Wir können sagen, dass Frankreich in Elsass-Lothringen deswegen nicht bezahlt, weil es wieder restituiert worden ist und dass die Mandate des Völkerbunds deswegen nicht bezahlen werden, weil sie keinen Besitz von dem Gebiet ergreifen. Aber in allen andern Fällen wird Entschädigung geschuldet werden." (S.241)

Beschlüsse:

-- ein gesonderter Modus der Aufrechnung für Schulden und Guthaben unter dem Spruch der Reparationskommission

-- alle sind zufrieden

-- Argumente für die Annexionsgelüste bei den Kolonien und für Elsass-Lothringen sind gefunden

-- Dänemark wird in die Reparationskommission verpflichtet (S.241) [und so ein Separatfrieden verhindert].

28.4.1919 ca.
Dänemark: Rat der 5: Kommissionsbericht: Balfour spottet über Dänemarks Abstimmungen

-- Balfour spottet über die drei Zonen als ein "Harlekin-Mantel"

-- Balfour sagt voraus: Flensburg stimmt für Deutschland

-- Staatssekretär Lansing befürchtet in der 2.Zone ein Patt in der Abstimmung

-- Tardieu drückt den Bericht mit aller Manipulation durch:

oo  die dänische Regierung habe die zonenweise Befragung gewünscht

oo  in Schleswig habe "deutsche Tyrannei" geherrscht

oo  es werde keine Mischresultate geben, es gebe nur einzelne Gemeinden im Osten oder Westen, die für Deutschland stimmen werden (S.242).

Balfour verlangt die Behandlung Dänemarks im "Obersten Rat" (S.242).

Mai 1919
Dänemark, Schleswig: Grenzziehung zum grossen Teil durch Wilson
(S.254)

7.6.1919
Dänemarks Proteste gegen die dritte Zone im Vertrag

-- dänische Proteste in der Öffentlichkeit gegen die dritte Zone, gemäss Ziegler "eine Welle der Opposition"

-- der dänische Botschafter wird beauftragt, die Abstimmung in der dritten Zone abzulehnen

-- der dänische Reichstag will die 3.Zone nicht

-- deutsche Proteste (S.243).

14.6.1919
Dänemark: Korrektur: Wilson und Lloyd George müssen die dritte Zone fallenlassen
was durch die "Einheitsfront" der dänischen und deutschen Seite sowie durch Informationen des "amerikanischen" Gesandten in Kopenhagen an Wilson erreicht wurde (S.243).

16.6.1919
Antwort der Friedenskonferenz an die deutsche Seite

Schuldfrage in der Einleitung: Deutschland sei Schuld am Krieg:

-- Deutschland sei verantwortlich, den Krieg gewollt zu haben

-- Deutschland sei verantwortlich, den Krieg entfesselt zu haben (S.221)

-- Deutschland sei verantwortlich, den Krieg auf rohe und unmenschliche Art geführt zu haben (S.222).


Zugeständnisse und Änderungen

Polen: Gewährung einer Volksabstimmung in Oberschlesien (S.220) unter Aufsicht eines Vollzugsausschusses der Alliierten mit vier Mitgliedern aus den "USA", Frankreich, England und Italien unter "amerikanischem" Vorsitz (S.262).

Polen: Korrektur der Grenze von Posen-Westpreussen: Schneidemühl und die Bahnlinie Dirschau-Schlochau verbleiben deutsch

Saarland: bei einem Votum für Deutschland im Saarland muss Deutschland die Kohlegruben nicht in Gold zurückkaufen

Dänemark: keine Volksabstimmung in der dritten Zone Schleswig Holsteins, auch auf Wunsch der dänischen Regierung

Begrenzung der Besatzungskosten, die von Deutschland bezahlt werden müssen, auf 240 Mio. Mark jährlich

Ziegler: Was bei den Besatzungskosten gespart wird, wird als Reparation verlangt (S.222).

1920
Dänemark: Abstimmung in Schleswig
(S.244)

1920-1924

Temperley Standardwerk (6 Bände): A History of the Peace Conference of Paris

(S.271,235): über Vorfriedensvertragsbestimmungen: keine Erwähnung von Dänemark oder Schleswig (S.235)



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Fotoquellen

[1] Schleswig, Zonenkarte 1920:
http://www.graenseforeningen.dk/artikel/3648
http://www.graenseforeningen.dk/gallery/kort/Zoneinddeling

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