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Yehuda Bauer: Der Hüter meines Bruders

Eine Geschichte des Amerikanischen Jüdischen Vereinigten Verteilungskomitees 1929-1939


[Holocaust-Vorbereitungen in Europa und Widerstand ohne Lösung der Situation]

aus: My Brother's Keeper. A History of the American Jewish Joint Distribution Committee 1929-1939; The Jewish Publication Society of America, Philadelphia 1974

Übersetzung mit Untertiteln von Michael Palomino (2007)

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Kapitel 3. Deutschland: 1933-1938
[3.12. Die Rassengesetze von Nürnberg 1935 - das zionistische Judentum wird gespalten]

[Vier Begehren der RV (Reichsvertretung) für den Fall, wenn die Juden die Rassengesetze akzeptieren]

All diese Versuche, den Halt in Deutschland zu bewahren, brachen in sich zusammen, als am 15. September die Nürnberger Rassengesetze publiziert wurden, und die erste von 12 ausgearbeiteten Verordnungen am 14. November 1935. Sofort nach der Publikation reagierte die Reichsvertretung (RV) mit einem Vier-Punkte-Programm mit den Begehren, dass auf der Basis der neuen Gesetze die Regierung die Verleumdung und den Boykott stoppen sollte, und den Juden kulturelle und religiöse Autonomie geben sollte, sowie den RV als zentrale jüdische Organisation anerkennen sollte. Unter diesen Umständen würden die Juden die neuen Gesetze akzeptieren.

(Endnote 68: Informationsblätter der RV, 9/22/35 [22. September 1935])

[Die Zionisten diskutieren über die Rassengesetze]

Dieser Standpunkt provozierte unter den Zionisten ein bitteres Argument, (S.133)

das die Nichtanerkennung der Nürnberger Gesetze verlangte, und die Nichtanerkennung der Führung des RV. Die Zionisten waren in der merkwürdigen Position, die Nazis heftiger zu bekämpfen, als dies die Liberalen taten, und gleichzeitig wurden sie auf eine andere Art von der Nazi-Führung gleichzeitig unterstützt, weil sie die Anwälte für eine Auswanderung nach Palästina waren. Die Nazis argumentierten, dass die Zionisten Deutschland halfen, das jüdische Problem zu lösen, und Palästina könnte eine Million Juden aufnehmen. Wenn nur die Hälfte davon deutsche Juden wären, dann könnte das gesamte jüdische Problem gelöst werden.

(Endnote 69: Jewish Chronicle, 5/17/35 [17. Mai 1935], mit einem Zitat aus Der Völkische Beobachter)

Dies hiess natürlich nicht, dass die Nazis die Zionisten nicht auch attackierten; Goebbels' [Zeitschrift] Angriff tat dies nicht selten.

[Die Zionisten wollen die nationale Definition der Juden - Kareski (Jüdische Volkspartei) definiert die Rassengesetze - mehr Zionisten in der RV (Reichsvertretung) - Kareski wird gerügt - Verdacht der Kollaboration mit der Gestapo]

Im Innern der jüdischen Gemeinde pressten die Zionisten auf eine Politik der nationalen Definition und schnellen Auswanderung, und sie verlangten eine grössere Mitsprache bei den Angelegenheiten der Reichsversammlung (RV). Ein Sprecher der zionistischen Rechten in der Berliner Gemeinde (die so genannte Jüdische Volkspartei), Georg Kareski, hatte in einem Interview im Angriff [Zeitung] einen anderen Standpunkt dargelegt (Zitat im Jewish Chronicle vom 3. Januar 1936). Er verteidigte die neuen Gesetze als eine Antwort auf die Frage der gemeinsamen Nationalität, vorausgesetzt, dass die Gesetze auf der Basis des gegenseitigen Respekts in die Tat umsetzen würde.

Die Zionisten wandten sich nun auch gegen Kareski, und er wurde an einer Konferenz in Berlin in den ersten Tagen des Februars 1936 praktisch geächtet. Aber im folgenden Jahr versuchte Kareski doch wieder wiederholt, der Reichsversammlung (RV) zu widersprechen, in der die Zionisten nun eine grössere Mitsprache hatten.

Diese Situation erreichte im Frühling 1937 ihren Höhepunkt, als die Führer der RV an die ausländischen Organisationen appellierten, die Übernahme der RV durch Kareski zu verhindern, der, wie sie andeuteten, mit der Gestapo kooperierte. Nach einer Konsultation zwischen dem JDC und den britischen Juden am 11. Juni 1937 wurde ein von Sir Herbert Samuel unterschriebener Brief an Leo Baeck geschickt, in welchem das Vertrauen in "die die gegenwärtigen Personen und in die Führung" des RV immer wieder wiederholt wurde. Es wurden schwere Bedenken geäussert für den Fall, wenn sich die Zusammensetzung in der Reichsversammlung auch nur irgendwie ändern würde.

(Endnote 70: Executive Committee, 9/23/37 [23. September 1937])

Es ist unklar, ob es diese Intervention war, die die Situation änderte, aber es ist wahrscheinlich, dass dies zumindest einigen Einfluss hatte. Auf jeden Fall setzte die RV ihre Unabhängigkeit gegenüber internem Druck der Gestapo noch einige Zeit fort, und Kareskis Versuch war zurückgeschlagen. (S.134)







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